Zuerst muß man die Geschichte hören: Seit dem 16. Jahrhundert besteht in Saint Tropez die Tradition der "Bravade", eine Mischung aus militärischem und religiösem Fest sowohl zu Ehren der früheren Bürgermiliz als auch zur Erinnerung an das Martyrium des lokalen Schutzheiligen, des Heiligen Torpès.
Der Offizier Caïus Silvius Torpetius, so sein römischer Name, schwor trotz Folter dem christlichen Glauben nicht ab und wurde auf Befehl Kaiser Neros im Mai 68 in Pisa geköpft. Ein Boot mit seinen sterblichen Überresten sowie einem Hahn und einem Hund landete - über den Arno und über das offene Meer getrieben - schließlich in Saint Tropez. Und man hatte seinen namensgebenden Lokal-Heiligen. Nur am Rande: Er wird traditionell von Ammen bei versiegender Milch, aber auch von Seefahrern in Not angerufen.
In das Getümmel der seit Jahrhunderten - genauer: zum 459. Mal - stattfindenden Bravade stürzte sich Mario Marino. Der in Tirol (Österreich) geborene Fotograf war in Südfrankreich unterwegs und hat das traditionelle Fest des wohl berühmtesten Dorfes an der Côte d‘Azur begleitet:Während der dreitägigen Bravade tragen die Figuren des Kapitäns, des Majors, die Musketiere und die Matrosen historische Uniformen und führen ihre traditionellen Riten aus: Artilleriesalven, Ständchen, die Waffenweihe sowie Prozessionen durch die Stadt.
Die Bewohner von Saint-Tropez sind stolz auf ihre Tradition, kein Wunder, denn während des Festes feiern sie nicht nur, sondern stehen selbst im Mittelpunkt. Aktiv teilnehmen dürfen nämlich nur gebürtige Tropezianer.
Der besondere Reiz der Aufnahmen: Das ganze bunte Spektakel fotografiert Mario Marino in schwarz-weiß, aus den Menschenmassen heraus fotografiert er Portraits!
Die Schau läuft in der Galerie Hilaneh von Kories, Berlin Schöneberg vom 16. Junibis zum 31. August 2018 (Belziger Straße 35, 10823 Berlin).
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